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Schweizer Tourismuswirtschaft in der Krise

Wintersportredakteur

Der Alpenraum verliert seine Gäste, vor allem im Winter. Die Skifahrertage, also die Summe aller Pistentage in einer Wintersportregion, gehen in allen Alpenrepubliken zurück. Am stärksten stagniert diese wichtigste aller Vergleichskennzahlen in der Schweiz, und das seit Jahren. Der Schweizer Wintertourismus steckt in einer Krise, die von verschiedenen Faktoren abhängt. Institutionen haben Lösungsvorschläge angeboten, um wieder mehr Gäste in die Schweiz zu holen.

In der Wintersaison 2008/2009 zählte der Verband der Seilbahnen Schweiz noch 29,3 Millionen Skifahrertage, sieben Winter später sank diese Zahl auf 21,6 Millionen, ein Stand der seit 25 Jahren nicht mehr erreicht wurde.

Wettbewerb

Laut den Umfragen des Schweizer Unternehmensberaters Laurent Vanat sei die Größe eines Skigebietes das wichtigste Entscheidungskriterium bei der Entscheidung für einen Urlaubsort im Winter. Die Schweiz konkuriert in der Gästefrage vor allem mit dem preiswerteren Österreich, das Jahr für Jahr mehrere hundert Millionen in seine touristische Infrastruktur investiert. Das 45 Millionen Euro teure Flexenbahnprojekt um St. Anton und Lech ist nur ein Beispiel der letzten Jahre – ein Zusammenschluss, der das Voralberger Skigebiet auf 305 Kilometer erweitert.

Franken, Euros und fehlender Nachwuchs

Vanat sieht das Problem der stagnierenden Skifahrertage durch zwei Faktoren verstärkt. Einerseits macht der teure Franken im Gegensatz zum schwachen Euro (zum heutigen Tag bekommt man für einen Euro nur noch 1,16 Franken, wohingegen im Winter 2008/2009 der Wechselkurs noch bei 1,62 stand), einen Winterurlaub, der so schon für viele Menschen eine finanzielle Herausforderung birgt, nochmal um ein gutes Stück teurer. Andererseits fehlt dem Skisport der Nachwuchs, das heißt, dass immer weniger begeisterte Skiurlauber nachkommen. Skinachrichten berichtete schon im April über eine Generation mit weniger Menschen, die das Skifahren in jungen Jahren lernen und so von den Pisten und als Gäste fernbleiben.

Deutsche Gäste

Keine Frage, die Schweiz, als traditionsreichste Wintersportdestination in Europa hat mit Zermatt, Flims-Laax-Falera und den Verbindungen nach Portes du Soleil und den 4 Vallées, Skigebiete, die den Österreichischen Giganten in nichts nachstehen. Dennoch stagnieren die Gästezahlen, vor allem aus dem preissensiblem Markt Deutschland, nach wie vor. Wo im Jahr 2010 noch 5,8 Millionen Deutsche Gäste in der Schweiz übernachteten, waren es 2016 nur mehr 3,4 Millionen. Und auch die eigenen Landsleute fahren lieber nach Österreich. Laut Vanat machten die Schweizer Wintersportler den größten grenzübergreifenden, touristischen Verkehrsfluss, innerhalb der Alpenländer aus.

Chancen ohne Neues

Die Schweizer Tourismuswirtschaft trägt jährlich circa neun Prozent am gesamten BIP des Landes bei, das im Jahr 2017 bei 668,2 Milliarden Franken lag. Ein wichtiger Beitrag sagen sich auch Initiativen wie die Universität St. Gallen und das Think-Thank Avenir Swiss, die in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit einen Handlungskatalog von „Zehn Chancen für den Schweizer Wintertourismus“ entworfen haben. Die Empfehlungen in Kurzform lauten wie folgt:

  • Motivation der Kinder durch die Eltern
  • Winterferien als Gemeinschaftserlebnis
  • Überzeugende Angebote
  • Bequemlichkeit
  • Neue Märkte
  • Berg als Erlebnisraum
  • Zielgruppe Menschen im besten Alter
  • Berg als Naturoase für die städtische Bevölkerung
  • Rasche Kommunikation guter Verhältnisse wie Schnee und Wetter
  • Junges Image für den Wintersport

Sehr viele neue Ideen sind dabei nicht auf der Liste. Klar ist den Autoren nur, dass alle Alpenländer im gleichen Boot der sinkenden Skifahrertage sitzen und gemeinsam an der Rückholung der Gäste in die Skidestinationen arbeiten müssen. Da sich Angebote nicht nur über die Qualität, sonder auch über den Preis definieren, nimmt die Schweiz eine ganz besondere Rolle in dieser Entwicklung ein.

Die fetten Jahre sind vorbei

In St. Moritz, wo selbst die Mitarbeiter großer, prestigeträchtiger Hotels sagen, dass die fetten Jahre vorbei seien, versucht man nun andere Wege zu gehen und in niedrigeren Preissegmenten zu denken, günstigere Hotels zu bauen und über Crowdfunding billigere Tages- und Saisonskarten anzubieten. An Erfindergeist mangelt es den Schweizern nicht, inwiefern diese Mühen aber zu spät oder noch rechtzeitig kommen, wird die Zukunft der Schweizer Tourismuswirtschaft zeigen.

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