Schneechaos in den Alpen noch nicht vorbei: ein Update

Zehntausende Menschen ohne Strom, Lawinengefahr der Stufe 5 und zahlreiche gesperrte Straßen – in den Alpen tobt einer der heftigsten Frühjahrsstürme der letzten Jahre. Die extremen Winterbedingungen in den Alpen sorgen für Chaos und es scheint vorerst kein Ende zu nehmen. Die Alpenregion wird derzeit von einer Kombination aus starkem Schneefall, Schneematsch und Lawinengefahr der höchsten Kategorie hart getroffen.

Zermatt im Dunkeln: kein Strom, kaum Handyempfang

In Zermatt ist der Strom seit 02:00 Uhr am Donnerstagmorgen ausgefallen. Die Haushalte sind ohne Strom, die Geschäfte sind geschlossen und kochen ist für viele Menschen unmöglich. Die Gemeinde verteilt daher Notrationen – wie heiße Suppe – in der Sporthalle Triftbach. Außerdem wurde dort eine öffentliche Ladestation für Handys eingerichtet, die mit Notstrom betrieben wird. Die Mobilfunknetze funktionieren kaum: Der Empfang ist schlecht oder sogar ganz weg. Nicht nur in Zermatt, sondern auch in anderen Dörfern im Mattertal und im Saastal kommt es aufgrund von Schäden am Hochspannungsnetz zu lang anhaltenden Stromausfällen. Reparaturen sind nur nach einer gründlichen Risikoanalyse möglich, auch wegen der Gefahr von neuen Lawinen.

Straßen gesperrt, Tunnel geschlossen

Die Situation in der Schweiz beschränkt sich nicht nur auf Zermatt in der Schweiz. Die wichtigsten Verbindungsstraßen nach Italien sind an mehreren Stellen gesperrt. Sowohl der Simplonpass (A9) als auch die Route über den Großen Sankt Bernhard sind wegen Lawinengefahr gesperrt. In der Nähe der Galerie Les Toules auf der A21 (kurz vor der italienischen Grenze) ist am Donnerstagnachmittag eine Lawine abgegangen. Inspektionen können nur stattfinden, sobald es die Sicherheit erlaubt. Auch im Landesinneren der Schweiz sind die Zufahrtsstraßen zu vielen Seitentälern gesperrt. Im Lötschental ist zum Beispiel die Straße zwischen Goppenstein und Blatten gesperrt, ebenso wie zahlreiche andere regionale Routen im Wallis.

Piemont: „Bleibt zu Hause, die Lawinengefahr ist extrem“

Auch in Italien ist die Situation geradezu beunruhigend. Im Piemont sind oberhalb von 2.500 Metern in nur 12 Stunden bis zu 170 cm Neuschnee gefallen, wobei starker Wind ein zusätzlicher Risikofaktor ist. Infolgedessen ist die Schneedecke besonders instabil und die Lawinengefahr ist vielerorts auf die höchste Stufe 5 angestiegen. Die italienische Bergwacht, Soccorso Alpino, ruft deshalb dazu auf, „zu Hause zu bleiben“. Es haben sich bereits spontane, große Lawinen gebildet, die Schlamm und Wasser in die Täler tragen – zum Teil nahe an Straßen und Häusern.

Straßen als Vorsichtsmaßnahme gesperrt

Mehrere Gemeinden haben als Vorsichtsmaßnahme Straßen in gefährdeten Gebieten gesperrt. Laut Luca Giaj Arcota, Leiter der Bergwacht, sind vor allem die Osterfeiertage und die Wochenenden berüchtigte Zeiten, in denen die Menschen in die Berge gehen. „Aber dieser Neuschnee ist im Moment noch nicht sicher. Gib ihm noch ein paar Tage. Bis dahin: Lass die Skier eine Weile stehen.“

Aostatal: Schlammlawinen und Überschwemmungen

Auch in der italienischen Region Valle d’Aosta bleibt die Lage kritisch. Obwohl die schlimmsten Niederschläge inzwischen abgeklungen sind, sind immer noch rund 5.000 Haushalte ohne Strom. Gestern waren es noch 25.000, die sich auf 37 der 74 Gemeinden verteilen. Aufgrund von Schlammlawinen, Überschwemmungen und instabilen Hängen sind viele regionale Straßen weiterhin gesperrt. Wichtige Strecken wie die SS26 bei Montjovet und die Autobahn A5 zwischen Quincinetto und Pont-Saint-Martin sind ebenfalls unzugänglich, außer für Rettungsdienste und Anwohner. In der Gegend um Quincinetto wird Erdrutschgefahr gemeldet

Außergewöhnlicher Niederschlag

Die Niederschlagsmenge in der Region Aostatal war außergewöhnlich: An manchen Orten fielen bis zu 570 mm Regen, und die 200-mm-Marke wurde fast überall überschritten. Heute beruhigen sich die Wetterbedingungen und die Rettungs- und Bergungsteams können endlich eine erste echte Schadensbilanz ziehen – teilweise auch aus der Luft. Es besteht die Hoffnung, dass dann einige der gesperrten Straßen wieder geöffnet werden können, aber vorerst bleibt der größte Teil der regionalen Infrastruktur unzugänglich.

Französische Alpen ebenfalls stark betroffen

Auch die französischen Alpen leiden schwer unter dem Schneechaos. In beliebten Skigebieten wie Val d’Isère, Tignes, La Plagne und Val Thorens ist in kurzer Zeit mehr als ein Meter Schnee gefallen. Das hat zur Schließung von Pisten, Straßen und Schulen geführt. In Val d’Isère gilt derzeit die Lawinengefahrenstufe 5 und der Zugang zum Ort ist vielerorts eingeschränkt.

Ausblick: ruhigeres Wetter ab Ostern, aber nicht überall

Ab heute ist zum Glück eine Wetterbesserung in Sicht. In den Westalpen, zum Beispiel rund um den Genfer See und im Unterwallis, bricht die Sonne durch und es wird mild mit Temperaturen zwischen 14 und 17 Grad. Am Samstag sorgt ein Südföhn auf der Nordseite der Alpen für viel Sonnenschein. Die Temperaturen steigen dort auf 18 bis 22 Grad. Im Süden wird es mit Wolken und Regen noch wechselhafter sein.

Am Sonntag schwächt sich der Föhn ab und feuchte Luft schiebt sich von Westen her in die Region. Vor allem in der West- und Nordschweiz können dann wieder Schauer fallen. In den Ostalpen wird es voraussichtlich weitgehend trocken bleiben.

Mit anderen Worten: Es wird ruhiger, aber das Chaos ist noch nicht überall vorbei

Lies mehr:

Teile diesen Artikel:

Waar ben je naar op zoek?