Die Alpen ächzen unter der extremen Hitze. Am vergangenen Wochenende stieg die Null-Grad-Linie, also die Höhe, in der die Temperatur genau 0°C beträgt, auf weit über 5000 Meter. Das bedeutet, dass sogar auf dem Gipfel des Mont Blanc, dem mit 4809 Metern höchsten Punkt der Alpen, Tauwetter einsetzte. Obwohl dieses Phänomen selten ist, ist es nicht das erste Mal, dass die Null-Grad-Grenze so hoch liegt. Der Trend ist jedoch unbestreitbar: Das Klima erwärmt sich und die Folgen für die Gletscher sind gravierend.
Hitzerekord wieder gebrochen
Nach Messungen u.a. von MeteoFrance und der Schweizer MeteoSchweiz lag die Null-Grad-Grenze am Sonntag bei 5298 Metern. Das bedeutet, dass fast das gesamte Alpenmassiv, einschließlich aller Gletscher, im Plusbereich lag. Selbst die imposantesten Gletscher, wie die des Mont Blanc, schmelzen dadurch schnell. Eine Null-Grad-Grenze oberhalb von 5.000 Metern kommt selten vor. Das erste Mal wurde sie im Juli 1995 gemessen (etwa 5117 Meter) und im Juli 2022 wurde der Rekord mit einem Wert von 5184 Metern gebrochen. Der Wert von diesem Wochenende liegt erneut deutlich darüber und markiert einen alarmierenden neuen Höchststand.
Beschleunigte Gletscherschmelze
Für die Gletscher bedeutet diese extreme Hitze einen weiteren Schlag. Im Frühsommer hatten sich viele Gletscher dank einer späten Schneeschmelze im Winter und eines kühlen Frühlings einigermaßen erholt. Doch dieser Vorsprung ist nun weitgehend dahin. Die hohen Temperaturen führen dazu, dass das Eis selbst in höheren Lagen schmilzt. Wenn dieser Trend anhält, werden sich die Gletscher schnell weiter zurückziehen. Die Schweizerische Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) hat bereits davor gewarnt, dass die Hälfte des Gletschervolumens der Schweiz seit dem Jahr 2000 verschwunden ist. Im Katastrophenjahr 2022 gingen sogar 6 % in einem Sommer verloren, eine direkte Folge der extrem warmen Luft und der hohen Null-Grad-Grenze.
Was bedeutet das für den Sommer?
Für die kommenden Tage sagen die Meteorologen eine gewisse Abkühlung voraus, aber strukturell gibt es wenig Grund zum Optimismus. Die Null-Grad-Linie wird weiterhin über 4.000 Metern bleiben, was bedeutet, dass die meisten Gletscher auch nächste Woche weiter schmelzen werden. Außerdem erwarten Experten, dass später im Juli wieder warme Luft aus dem Süden in Richtung Alpen strömt, was eine weitere Hitzewelle auslösen könnte.
Ein Signal des Klimawandels
Die steigende Null-Grad-Grenze ist ein deutlicher Indikator für den Klimawandel in Bergregionen. Nicht nur die Gletscher schrumpfen, sondern auch die Permafrostschichten schmelzen, die Felswände werden instabiler und die Wasserversorgung der tiefer gelegenen Regionen verändert sich. Eine Entwicklung, die nicht nur Alpinisten und Skifahrer betrifft, sondern auch Millionen von Menschen, die auf das Schmelzwasser der Berge angewiesen sind.
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